Es gibt nur wenige Vereine in Deutschland, bei denen Anspruchsdenken und Realität derart auseinanderklaffen wie beim FC Schalke 04. Gefühlt ist man Stammgast in der Champions League und eigentlich auch Kandidat für die Meisterschaft. Tatsächlich spielt man einmal mehr nur in der Europa League. Ein Teufelskreis bildet sich: Durch den Misserfolg entsteht Unruhe und durch jene wird die sportliche Leistung schlechter. Noch-Manager Horst Heldt mahnt zum Abschied, dass Schalke Ruhe brauche. Jene habe man in den vergangenen sechs Jahren nicht erreicht. Seine Worte werden wohl ungehört verhallen. Die Fans schießen gegen Clemens Tönnies. Laut „Bild“ könnte es eine Revolution geben.
Stürzt Tönnies am 26. Juni?
Der praktisch allmächtige Aufsichtsratsvorsitzende steht unter Beschuss der Ultras. Jene forderten auf Transparenten während des letzten Heimspiels die Ablösung des Fleischfabrikanten. Tönnies gilt unter den Fans als der Schuldige der sportlichen Misere. Am 26. Juni wird sich zeigen, ob es tatsächlich zur Revolution kommt.
An diesem Tag halten die Knappen ihre Mitgliederversammlung ab. Tönnies steht zur Wiederwahl und müsste seinen Posten räumen, wenn er nicht eine Mehrheit der stimmberechtigten Anwesenden hinter sich versammeln kann.
Tönnies’ Argumente: Heidel und 150 Millionen Euro
Allerdings hat der Aufsichtsratsboss neben seinen zahlreichen Netzwerken im Verein zwei Trümpfe in der Hand. Zum einen kann er mit dem neuen Manager Christian Heidel wuchern. Jener war zwar im Aufsichtsrat nicht unumstritten, genießt aber bei den Fans ein hohes Standing. Und der ehemalige Mainzer möchte unbedingt mit Tönnies zusammenarbeiten. Zum anderen konnte der Chef des Schalker Kontrollgremiums unlängst die Verlängerung des Gazprom-Vertrags bekanntgeben. Jener bringt Schalke 04 zwischen 2017 und 2022 maximal 150 Millionen Euro ein. Diese Zahl weckte zwar bei den Ultras kaum Eindruck, aber unter den meisten Mitgliedern dürfte sich doch für Respekt sorgen. Tendenz: Tönnies bleibt.
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